Der Umzug: Unsere Hochbeete

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Ihr Lieben, nach einer Ewigkeit melde ich mich mal wieder mit einem Blog-Artikel. Und ich kann es kaum erwarten, denn es gibt so viel zu erzählen: Wir sind umgezogen. Nach fast 15 Jahren in unserer schönen Altbauwohnung in Duisburg hatten wir Hummeln im Hintern und wollten weiterziehen.

Wir suchen schon seit Jahren nach einer anderen Wohnung, aber seit zwei ca. Jahren haben wir uns ganz intensiv umgesehen. Ralfs Arbeitsweg von Duisburg nach Gelsenkirchen wurde immer unerträglicher, und er verbrachte jeden Tag mindestens zwei und in der letzten Zeit auch drei Stunden auf der Autobahn. Der Arbeitsweg sollte also kürzer werden, aber es mussten auch andere Kriterien stimmen. Wer mich in Duisburg mal besucht oder einen Workshop besucht hat, kann sich vorstellen, dass mein ganzes Equipment zur Foodfotografie mal nicht eben in einer Standard 3-Zimmer-Wohnung unterzubringen ist. Und dann wollten wir natürlich auch einen Garten haben und in die Nähe der Kinder und Enkelkinder ziehen. Aber das erzähle ich euch alles nach und nach. Im Juli sind wir in eine ebenerdige 4 1/2-Zimmer-Wohnung (eigentlich ein Bungalow) mit großem Garten und riesigem Keller in Dorsten gezogen.

Im Laufe der nächsten Wochen und Monate erzähle ich euch von dem Umzug, der neuen Wohnung, dem Shooting-Platz, der Küche und dem völlig anderen Lebensgefühl. Heute soll es erst einmal um unsere Hochbeete gehen. Denn irgendwo muss man ja anfangen und ich kann mir vorstellen, dass einige von euch auch Hochbeete haben oder sich welche anschaffen möchten. Also los!

Warum Hochbeete?

Wir beide wollten im neuen Garten gern ein wenig Gemüse anbauen. Nicht zur Selbstversorgung, sondern einfach so. Ein bisschen buddeln, ein bisschen gießen, ein bisschen ernten. Ganz einfach zur Entspannung und weil es schön ist, etwas beim Wachsen zuzusehen.

Nun mussten wir noch austüfteln, wie und wo wir die Beete anlegen wollten. Unser Garten ist nicht riesig, aber mit ca. 400 Quadratmetern doch ordentlich groß. Aber der Platz reicht nicht für traditionelle Beete, denn es gibt viele Stauden und alten Baumbestand. Wir gestalten den Garten ja nicht neu, sondern übernehmen eine seit Jahren gewachsene Struktur. Und da sind einfach viele Schattenplätze an den Seiten und Pflanzen, die wir nicht gleich versetzen oder gar zerstören wollten. Lieber einfach erst einmal sehen, wie was wo wächst und wie sich der Garten entwickelt. Wir haben auch (noch) kein Gewächshaus, in dem wir z. B. Jungpflanzen ziehen oder Tomaten oder Bohnen anbauen können.

Aus all diesen Gründen sind Hochbeete für uns einfach perfekt. Man kann sie aufstellen, wo man will bzw. es sonnig ist. Ich muss nicht auf dem Boden herumkriechen, die Beete sind sauber abgetrennt und diverse Schädlinge sollen es im Hochbeet ja schwerer haben. Außerdem kann man sie variabel erweitern, wenn der Platz nicht reicht.

Material

Die Palettenrahmen

Die Palettenrahmen

Schon lange vor unserem Umzug habe ich bei Pinterest etc. nach den schönen Hochbeet-Konstruktionen geschielt. Dabei gefiel mir so manches Design, aber Hochbeete aus Palettenrahmen gefallen mir am besten. Kennt ihr die Dinger? Das sind klappbare und durch Metallecken verbundene Rahmen, die man normalerweise benutzt, um Europaletten zusammenzuhalten. Die Rahmen sind 1,20 m lang, 80 Zentimeter lang und 20 Zentimeter hoch, lassen sich prima transportieren und einfach zusammenstecken.

Die Planung: Anarchie

Eine der tollsten Eigenschaften dieser Rahmen ist, dass man sie einfach irgendwo hinlegen und dann wie mit einem Legokasten spielen kann. Erst haben wir einmal beobachtet, an welchen Stellen im Garten länger als 6 Stunden die Sonne scheint.

Dann war klar, dass die Beete mitten auf dem Rasen stehen müssen. Schrecklich, oder? Wer stellt sich dicke, fette Kisten mitten auf die Wiese? Wir schleppten die Palettenrahmen hin und her, und unsere Konstrukte auf dem Rasen sahen aus wie eine Lieferung vom schwedischen Möbelhaus, die da nicht hingehört. Ich fand es trotzdem irgendwie toll oder zumindest interessant; Ralf war erst nicht besonders begeistert, stimmte dann aber doch zu, die Dinger mitten auf dem Rasen aufzustellen ("Wenn du meinst...")

Der Aufbau

Wir haben 6 Hochbeete aufgebaut. Zwei sind 40 cm, eins ist 1 m, zwei sind 80 cm und eins ist 60 cm hoch. Nach dem Aufbau habe ich erst einmal alle Rahmen angeschliffen (sie werden sägerau geliefert) und mit Leinölfirnis gestrichen, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen. Das schienen die Schmetterlinge besonders gut zu finden, denn sie wurden magisch davon angezogen.

Dann haben wir unten mit dem Tacker Wühlmausdraht angebracht und die Beete innen mit Noppenfolie ausgekleidet.

Die Füllung

Nun begann der anstrengende Teil. Aber auch der, der sehr viel Spaß gemacht hat. Die Vormieter hatten wohl weder Sträucher beschnitten noch Tannenzapfen, Laub etc. aus dem hinteren Garten entfernt, sodass wir kaum etwas für die Füllung der Beete kaufen mussten. Die erste Schicht der Beete bestand aus Ästen und Baumschnitt.

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Dann haben wir weitere Äste durch einen Häcksler gedreht. Nicht durch so einen kleinen, nervigen. Nein, er hat alles ganz seelenruhig und gelassen zermalmt. Himmel, macht das Spaß. Wenn ihr das nächste Mal gestresst seid, dann haut mal ein paar dicke Äste durch den Häcksler. Einfach genial.

Nach dieser Schicht kamen die ganzen voll- und teilkompostierten Reste vom Gartenabfall, Tannenzapfen, Grünschnitt etc., die hinten im Garten waren. Dann haben wir noch Erde aus dem Garten mit gekaufter, torffreier Erde gemischt.

Bepflanzung: Vorgezogene Babys und Ladenhüter für die erste Saison

Endlich konnte ich die vollen Beete bepflanzen. Aber Ende Juli ist nicht die ideale Zeit, mit einem Hochbeet anzufangen. Da kann man kaum noch etwas aussäen. Also haben wir vorgezogene Gemüsepflanzen im Gartenmarkt gekauft. Außerdem hatten wir noch vernachlässigte Tomaten vom Balkon der Duisburger Wohnung eingepflanzt.

Diese Sorten haben es in die Beete geschafft:

  • Tomaten

  • Grünkohl

  • Brokkoli

  • Kohlrabi (weiß und rot)

  • Blumenkohl

  • Chinakohl

  • Spitzkohl

  • Erdbeeren

  • Rote Bete

  • Endiviensalat

  • Rauke

  • Lauch


Die Hochbeete im September

Jetzt nach sieben Wochen ist unheimlich was los im Beet. Wir konnten auch schon etwas ernten. Es macht solchen Spaß, jeden Tag zu den Beeten zu gehen und zu sehen, wie sich alles entwickelt. Wir haben schon Endiviensalat, ein paar Tomaten, Erdbeeren und Rauke gegessen. Und der Rest wächst wie wild. Die alten Tomatensorten hatten wohl schon zu lange auf dem Balkon ohne Liebe vor sich hingegammelt. Sie tragen zwar Früchte, aber ob die grüne Zebra noch reif wird? Und es gab natürlich auch Schädlinge. Wie habe ich mich gefreut, dass so viele Kohlweißlinge auf meinem Kohl sitzen. „Guck mal Schatz, die Schmetterlinge. Ist das nicht toll?“ Ich Ahnungslose. Natürlich haben sie Hunderte von Eiern auf dem Kohl abgelegt. Und die Raupen kauen jetzt genüsslich an meinem Gemüse. Ich habe jetzt mal verdünntes Neem-Öl gespritzt, aber es ist schon viel zerfressen.

Außerdem haben sich ein paar Schnecken auf den Weg über die Wiese gemacht, aber es haben nur eine oder zwei den Aufstieg zu den niedrigen Beeten geschafft. Die hohen blieben verschont. Nicht zu fassen, die Natur. Kaum pflanzt man ein paar Gemüse-Winzlinge, und schon ist das Buffet eröffnet :-)

Und wie geht es weiter?

Die Hochbeete sind für uns längst keine hässliche Möbellieferung mitten auf der Wiese mehr. Wir lieben sie und finden sie total spannend. Die Enkelkinder haben auch noch genug Rennfläche auf der Wiese, rennen um die Beete herum und verstecken sich in der Mitte. Leider wecken die Hochbeete bei uns den Wunsch nach mehr. Auf der Fensterbank ziehe ich Pak Choi, Mangold und Spinat in kleinen Zeitungstöpfen (Blog-Artikel folgt), und das muss auch noch irgendwo gepflanzt werden. Also, was soll ich sagen? Die nächsten Hochbeete sind schon in Arbeit. Ich freue mich auch darauf, für meine Foodfotografie mal etwas frisch ernten zu können und seltene Gemüse zu säen.

Vielleicht gibt es bald sogar noch ein Gewächshaus zum Vorziehen und für Tomaten. Und dann muss ich natürlich lernen und lernen. Über gute und schlechte Nachbarn, Fruchtfolgen, Schädlinge, Mischkultur, Stark- und Schwachzehrer und so weiter. Ich freue mich darauf und hoffe, ihr findet meine Garten-Erlebnisse auch spannend.

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