Test: Olympus OM-D E-M5

Einleitung

Ich möchte zunächst darauf hinweisen, dass mir die Firma Olympus lediglich eine Testkamera zur Verfügung gestellt und mich in keiner Weise für diesen Artikel entlohnt hat.

Vor ca. 5 Wochen klingelte der Postmensch und brachte mir ein edles Päckchen. Darin lag eine Olympus OM-D E-M5 mit einem Kitobjektiv (M.Zuiko Digital ED 12-50mm mit Makrofunktion). Ihr mögt euch jetzt fragen, was ich mit dem kleinen Ding will, denn schließlich bin ich mit meinen beiden 5D Mark IIs immer noch jeden Tag glücklich und zufrieden. Ganz einfach:

Erstens bin ich fürchterlich technikverliebt. Wo andere Frauen Schuhe, Klamotten oder (gütiger Himmel) Schmuck kaufen, kann man mich mit technischem Schnickschnack fast jeder Art begeistern. Und da alle Welt jetzt von den tollen spiegellosen Kameras schwärmt, wollte ich unbedingt die eine oder andere ausprobieren.

Zweitens liebe ich meine Spiegelreflex-Schätze im Studio über alle Maßen, unterwegs hätte ich aber auch mal lieber etwas leichteres Gepäck. Vor allem im Urlaub ist es wirklich manchmal fast unmöglich, eine dicke Spiegelreflex - womöglich noch mit mehreren Objektiven - mitzunehmen. Zumal wir ja immer noch 2 Labradore dabei haben. Der beste Ehemann der Welt nimmt mir zwar immer ungefragt alles ab (ehrlich!), aber bei vielen Trips lassen wir die Ausrüstung aus Bequemlichkeit doch im Ferienhaus. Und den fetten Fotorucksack würde ich im Reisegepäck auch nicht wirklich vermissen.

Auch zu Hause sind mir die Kameras zu schwer, um sie mitzunehmen. Ich besitze zwar eine schicke Kelly Moore-Tasche (ein bisschen Mädchen bin ich ja doch), aber wenn die Kamera erst einmal drin ist, wiegt das Täschchen eine Tonne. Mindestens.
Und da ich mir vorstellen kann, dass nicht nur ich hier und da leichter reisen würde, möchte ich hier im Blog ein paar kompakte Spiegellose testen und über meine Erfahrungen berichten.

In diesen Berichten wird es nicht darum gehen, die Kamera im Detail vorzustellen und alle technischen Spezifikationen bis ins Detail zu erläutern, denn solche Rezensionen gibt es schon zu Genüge.  Es soll vielmehr darum gehen, wie ich in der Praxis mit den Kameras zurechtgekommen bin und wofür ich sie einsetzen würde. Dabei liegt der Fokus natürlich auf Foodfotografie unter Studiobedingungen (also mit Blitz und bei natürlichem Licht), beim Kochen in der Küche und unterwegs. Immer wieder fragen mich Workshopteilnehmer, welche Kamera sie sich kaufen sollen. Eine solche Kaufentscheidung ist natürlich immer sehr individuell und hängt von den individuellen Bedürfnissen ab (Bildqualität, Bedienung, Format, Erweiterbarkeit etc.), aber vielleicht kann ich mit meinen Erfahrungen etwas helfen. Obwohl ich nicht die teuersten Spiegelreflexkameras benutze, sind meine beiden für viele meiner BlogleserInnen und auch Workshopteilnehmer überdimensioniert. Zu teuer, zu kompliziert, zu schwer, zu unpraktisch. Kleine und günstige Kompaktkameras auf der anderen Seite haben meist zu viele Einschränkungen und im Ergebnis auch oft eine zu schlechte Bildqualität. Deshalb möchte ich den neuen Spiegellosen mal auf den Zahn fühlen und sehen, wie sie sich im Foto-Alltag schlagen.

Den Anfang macht die Firma Olympus, die mir freundlicherweise schnell eine OM-D E-M5 zugeschickt hat. Das mitgelieferte Kitobjektiv ist unterwegs zwar praktisch, für meine Art der  Foodfotografie kann ich es aber allein wegen der größtmöglichen Blende von 6,3 bei 50mm nur eingeschränkt nutzen. Da musste etwas Lichtstärkeres her, und schnell wurde mir ein 60er Macro 2.8 nachgeschickt.

Und ja, sie ist so klein, wie ich es mir erhofft hatte. Hier könnt ihr mein Arbeitstier und die Zwergin mal im Vergleich sehen: 

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Das ist schon ein enormer Unterschied. Handling, Gewicht, Bedienkonzept. Die Zwergin und ich mussten uns erst einmal an einander gewöhnen. Ich bin auch nicht der Mensch, der zunächst stundenlang die Bedienungsanleitung liest, sondern eher der "Learning per doing"-Typ. So habe ich schließlich alles gelernt, was meinen jetzigen Beruf betrifft: Machen, ausprobieren, üben.

Schon nach kurzer Zeit habe ich die grundlegenden Funktionen verstanden; die Kamera ist recht intuitiv zu bedienen. Mit meinen Canons fotografiere ich im Studio (Food) mit LiveView, unterwegs aber schaue ich durch den Sucher. Mit dieser Kamera muss ich etwas umdenken. Sie hat einen elektronischen Sucher, aber ich bin nicht damit warm geworden. Zum Einen mag es daran liegen, dass das Sucherbild meiner Canon einfach „größer“ ist. Bei der Olympus wirkt es vergleichsweise kleiner. Zum Anderen sieht die Welt durch das hell illuminierte Sucherfenster ein wenig künstlich aus. Also nichts für mich, obwohl ich das Prinzip des elektronischen Suchers an sich prima finde. Man kann sich verschiedene Parameter einblenden lassen oder ganz darauf verzichten. Auch die Umsetzung ist genial: Nähere ich mich mit dem Gesicht dem Sucher, wird das Display aus- und der elektronische Sucher eingeschaltet. Diese Umschalt-Funktion kann man natürlich auch deaktivieren und sollte dies auch tunlichst tun, wenn man z.B. mit der Kamera auf dem Stativ und mit dem Display arbeitet. Der Monitor schaltet sich nämlich nicht nur aus, wenn man mit dem Gesicht, sondern auch, wenn man mit der Hand in die Nähe des Suchers kommt.

Mit dieser Kamera habe ich also hauptsächlich mit Blick auf das Display fotografiert. Dieses verfügt über einen Touchscreen, so dass man per Fingertip fokussieren und sogar gleichzeitig auslösen kann, wenn man möchte.

Im Studio

Aber genug geredet. Ich habe ihr eine Stativplatte verpasst und sie auf mein Studiostativ geschnallt. Erbarmungswürdig klein und verloren sah sie auf meinem massigen Plaubel-Studiostativ aus. Mein Stativ-Monster war ein Gebrauchtkauf und hat sicher schon viele Kameras getragen. Gebaut wurde es ja für Groß- bis Mittelformatkameras, aber was soll's. Da muss die Zwergin jetzt durch. Und sie macht auch einen tollen Job. Das Fokussieren mit dem Display ist nicht halb so fummelig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Man kann sehr schön hineinzoomen, und mit dem 60er Makro kann man butterweich und mit viel Spiel präzise manuell fokussieren.

Durch den Sucher hätte ich auch blicken können, aber wie oben erwähnt ist das nicht so mein Fall. Außerdem hat man ja „Rücken“. Ich habe mit Studioblitzen und mit natürlichem Licht mit ihr fotografiert: Alles kein Problem. Den Elinchrom-Auslöser für die Studioblitze hat sie ohne Mucken akzeptiert. Durch das klappbare Display (Bilderserie unten) kann man - zumindest im Querformat - sehr bequem Overhead-Aufnahmen machen.

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Bildqualität

Die Bildqualität ist nicht so gut wie bei meinen 5D Mark IIs, aber sie ist wirklich sehr gut. Besonders von dem Makro bin ich sehr begeistert. Schöne Details, ausgewogene Farben. Ich finde das Rot sogar ein klein wenig besser als das Canon-Rot, aber das mag nur mein Eindruck sein. Die Bilder sind so gut, dass sie meine Bildagenturen sofort nehmen würden.

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Hier noch einmal eine größere Ansicht:

Zu Hause, bloggen

Jeder Foodblogger kennt das Problem: wohin mit der fetten Kamera in der Küche?  Wenn es darum geht, auf kleinstem Raum in der Küche mal schnell eben ein paar Fotos für den Blog zu machen, sind mir meine Kameras oft zu groß. Hier kann die Zwergin ihr Potential voll ausspielen. Mal eben Zutaten, Küchenaction oder den gedeckten Tisch fotografieren ist gar kein Problem mehr.

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Unterwegs

Ob Landschaft, private Bilder oder Food: Die Olympus findet prima Platz in der (Hand)Tasche und ist schön leicht. Trotzdem empfand ich sie mit den beigegeben Objektiven als etwas schlecht „ausgewuchtet“. Durch das kleine Gehäuse hängen die doch sehr langen Objektive irgendwie immer etwas herunter, und die Kamera ist nicht wirklich schön ausbalanciert. Trotzdem ist sie unterwegs viel praktischer als meine Spiegelreflex-Kameras. Und was noch viel wichtiger ist: Sie schreit nicht „Fotograf“. Wenn ich mit einer meiner Kameras im Restaurant mein Essen fotografiere, werde ich meist misstrauisch beäugt. Mit einer so kleinen Kamera dagegen fotografiert man fast so unauffällig wie mit dem iPhone. Der eingebaute Bildstabilisator sorgt für unverwackelte Aufnahmen.

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Food unterwegs

Hier ein paar Bilder von einem kleinen Trip nach Venlo an einem hundefreien Tag:

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Positives

Die Olympus OM-D E-M5 ist eine feine, kleine Kamera. Ich habe sie ausschließlich im manuellen oder Av-Modus genutzt, aber es gibt auch genügend Motivprogramme, die für Anfänger interessant sein könnten. Die Bedienung ist einfach und recht intuitiv. Sie verschwindet schnell in der Tasche und begleitet dich überall hin. Dabei liefert sie eine prima Bildqualität, die für die meisten Zwecke völlig ausreichen sollte.

Negatives

Mir fehlte die Möglichkeit, ISO 100 oder gar 50 einzustellen; die kleinste ISO-Einstellung ist 200. Auch das Gehäuse mit den „zu langen“ Objektiven und den sehr kleinen Bedienknöpfen hat mich nicht verzaubert, und das Sucherbild gefällt mir nicht.

Fazit

Je länger ich mit der Kamera gearbeitet habe, um so mehr mochte ich sie bzw. wurde immer zufriedener mit der Bildqualität. Am Liebsten hätte ich sie gar nicht mehr abgegeben. Trotzdem habe ich mich nicht wirklich in sie verlieben können. Das Design und die kleinen Knöpfe, das Auslösegeräusch... Alles persönliche Kleinigkeiten, aber für die große Liebe hat es bei mir nicht gereicht.

Ich kann die OM-D E-M5 mit dem 60er Makro allen Foodbloggern bedenkenlos empfehlen. Sie wird euch unauffällig begleiten, und ihr werdet viel Freude mit ihr haben. Sie ist auch eine prima Zweitkamera. Als Ersatz für eine Spiegelreflex würde ich sie nicht unbedingt empfehlen. Vor allem dann nicht, wenn ihr eine Vollformat-Kamera möchtet. Die Olympus ist eine Four-Thirds-Kamera, und an dieses Format muss man sich gewöhnen.

So, nun geht die Zwergin wieder zurück in die Heimat, es hilft ja doch nichts :-(

Aaaaber die nächste Kandidatin hat sich heute schon vorgestellt: Die Fujifilm X-Pro 1.


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High Carb: Beerenpizza mit Nutella

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Workshop Foodfotografie am 3.8.2013