Foodfotofrust: Jetzt werden auch noch meine Texte geklaut

></div></div><div class=

Liebe Freunde der Foodfotografie, liebe Fotografenkollegen und -kolleginnen, ich muss mal wieder schimpfen. Aber dieses Mal geht es nicht um üble Foodbilder, sondern um Text. Wie ich habt ihr es sicher schon erlebt, dass eure Fotos "geklaut" wurden. Jemand nutzt sie auf seiner oder einer Firmenwebseite, ohne eine Lizenz dafür erworben zu haben. In meinem Fall ist manchmal sogar noch das Wasserzeichen der Agentur drin oder ganz dreist: Die Diebe pappen ihr eigenes Wasserzeichen auf mein Bild.
Wenn ich Bilderdiebe darauf anspreche, gibt es die verschiedensten Reaktionen. Oft sind sie sich gar nicht bewusst, etwas Verbotenes zu tun. In Zeiten von Internet und Social Media scheint das Bewußtsein für geistiges Eigentum mehr und mehr zu verschwimmen. "Warum stellen Sie das Bild ins Internet, wenn Sie nicht wollen, dass ich es benutze", wurde ich schon ganz überrascht gefragt.

Und das Klauen wird auch noch immer einfacher gemacht. Bestimmt ist euch schon die neue Google-Bildersuche aufgefallen. Früher führte ein Klick auf das Vorschaubild des über die Bildsuche gefundenen Bildes direkt zur Webseite, auf der das Bild zu finden ist. Heute wird rechts zusätzlich ein Link zum Download des Bildes angeboten und der Suchende damit zum Klauen verführt. Der Stockfotograf Robert Kneschke schreibt in seinem Blog, dass diese "bequeme" Bildersuche schon zu Umsatzverlust bei Bildagenturen geführt habe.

googesuche.jpg

Das Klauen von Bildern wird also immer gesellschaftsfähiger. Trotzdem bin ich noch jedes Mal wütend, wenn ich einen Diebstahl bemerke. Das ist MEIN Bild. Ich hatte die Idee, habe dafür eingekauft, das Shooting vorbereitet, gestylt, fotografiert, das Bild bearbeitet und im Idealfall hinterher die Küche und das Studio aufgeräumt. Meine Kreativität, mein Geld, meine Zeit, meine Arbeit. Und ich möchte bitte dafür bezahlt werden, wenn das Bild benutzt wird. Ist das zu viel verlangt?

Aber seit vorgestern weiß ich, dass mir nicht nur meine Bilder geklaut werden:

Vorgestern habe ich ein Bild auf eine internationale Plattform für Fotografen hochgeladen. Kurz darauf bekam ich einen netten deutschsprachigen Kommentar von einer Frau. Neugierig klicke ich auf ihr Profilbild und sehe, dass sie auch in Deutschland lebt und Food fotografiert. Schon zwei Gemeinsamkeiten, die mich neugierig genug machen, auf den Link zu ihrer Webseite zu klicken. Ich lese den Text auf ihrer "Über mich"-Seite und bin geschockt, weil er mir so bekannt vorkommt. Im folgenden Bild habe ich persönliche Angaben unkenntlich gemacht:

 
 

Ist das zu glauben?

Jemand könnte jetzt argumentieren, warum ich mich wegen der paar Wörter so aufrege. Bei wie vielen Zeichen fängt eigentlich Diebstahl geistigen Eigentums an, juristisch relevant zu werden? Ich rege mich auf, weil diese Tat für mich erstens unfassbar ist: Sie ist Foodfotografin und investiert Zeit und Mühe in den Aufbau einer Webseite, um sich und ihr Portfolio vorzustellen und potentielle Kunden anzusprechen. Sie sucht einen Dienstleister für die Seite, wählt Bilder aus und getaltet ein Portfolio. Das ist alles viel Arbeit und kostet mitunter auch richtig Geld. Und dann geht sie hin und stiehlt einer anderen Foodfotografin den Text von ihrer "About"-Seite?

Zweitens ist dieser Diebstahl persönlich. Wenn ich abends mit dem Hund um den Block gehe und mir jemand eine Keule über den Schädel zieht und mein Portemonnaie klaut, ist das Raub. Wer den Text klaut, den ich über mich und meine Arbeit formuliert habe, verletzt mich persönlich. Denn meine Arbeit ist ein großer Teil dessen, was meine Persönlichkeit ausmacht. Und ich bin sehr stolz darauf, dass ich hier in meinem Laden alles selbst mache und nicht eine Horde von Stylisten, Köchen und Spülkräften beschäftige.

Ganz abgesehen davon, dass ich es sehr arm finde, sich und seine Arbeit nicht einmal selbst beschreiben zu können.

Da hilft es mir auch nicht, dass die Dame nach eigener Aussage erst seit wenigen Jahren in Deutschland ist und - wenn man sich die nichtgestohlenen Textfragmente ansieht - der deutschen Sprache bzw. Rechtschreibung anscheinend noch nicht wirklich Herrin ist. Es gibt ganz hervorragende Übersetzungsfirmen; ich gebe da gern eine Empfehlung weiter.

Ich habe der Dame geschrieben und sie erst einmal gefragt, ob sie etwas dazu sagen möchte. Bisher noch keine Antwort. Ich bin mal gespannt.

Liebe Diebin. Wenn du das hier liest, möchte ich, dass du dich schämst. In Grund und Boden. Denn du hast eine Kollegin und nicht einen großen Konzern beklaut. Wir sind beide als Foodfotografinnen in Deutschland für Stockagenturen tätig und auf uns allein gestellt. Wir sollten Tipps austauschen, uns über soziale Netze verdrahten und Schwestern sein. Und du klaust mir etwas so Persönliches? Und kommentierst auch noch mein Foto, so dass ich auf deine Seite klicke?
Jetzt lösche in Windeseile den Text und schreibe etwas Eigenes. Etwas, das zu DIR passt und DEINE Arbeit und Persönlichkeit beschreibt.

So, jetzt wurde mir in Sachen Bild- und Textdiebstahl meine Unschuld geraubt. Ich bin schon gespannt, was als Nächstes kommt.
Mag jemand vielleicht meine Mindmap haben, mit der ich mein nächstes Shooting plane? Und die Einkaufsliste für die Zutaten direkt dazu?

Was sagt ihr? Sind meine Moralvorstellungen überzogen? Oder altmodisch? Passen sie nicht mehr in die Welt 2.0?


Addendum

Ich habe die Fotografin noch einmal kontaktiert und aufgefordert, den Text zu löschen. Ansonsten würde ich einen Anwalt konsultieren. Ihre knappe Antwort:

Ich habe alles gelöscht. Entschuldigung.

Zurück
Zurück

Test: Fujifilm X-Pro 1

Weiter
Weiter

High Carb: Beerenpizza mit Nutella